Einleitung: Die Geschichte des Teiches im hinteren Teil von Seiffen, in der Nähe von Leutersdorf gelegen , ist ein faszinierendes Beispiel für die Verflechtung von Natur, Mensch und Geschichte. Überlieferungen erzählen von den Mönchen des Klosters Rumburk, die einst auf einem bemoosten Steinhügel spazierten und die Gegend zur Anlage eines Teiches für gut befanden. Diese Erzählungen sind nicht nur einfache Geschichten aus der Vergangenheit; sie spiegeln das Leben der Menschen wider, die in dieser Region lebten und arbeiteten.
Die Mönche von Rumburg und der Teich: Laut der Überlieferung waren es Mönche, die an einem ursprünglichen Ort, dem so genannten Mönchsbergweg, über die Möglichkeit nachdachten, einen Teich anzulegen. Der Hügel, auf dem sie standen, trägt bis heute diesen Namen, was auf eine lange Tradition zurückblickt. Obgleich die Mönche anscheinend nie direkt aus dem Kloster Rumburk von diesem Teich profitierten, ist es plausibel, dass sie ihn während ihrer Wanderungen als beruhigenden Anblick erlebten. Die Vorstellung, dass dieser Teich als Ergebnis der Eingebung dieser Mönche entstanden sein könnte, verleiht der Geschichte einen mystischen Unterton. Im Jahr 1584 wurde der Teich schließlich von Joachim von Schleinitz an den Rat zu Zittau verkauft. Diese Transaktion war jedoch von Unsicherheiten geprägt, es gab keine präzisen Grenzbezeichnungen. Es war lediglich bekannt, dass sich 80 Schock Fische im Teich befanden. Diese unklare Situation führte zu Streitigkeiten und Missverständnissen, die sich über mehrere Jahrzehnte hinzogen.
Grenzstreitigkeiten und Konflikte: Die erste größere Auseinandersetzung über den Teich entstand im Jahr 1657, als eine Revision der Landesgrenzen stattfand. Der Graf Pötting und der Rat zu Zittau waren in einen Streit verwickelt, der auch den Teich betreffen sollte. Im Rahmen dieser Revision wurde festgestellt, dass der Teich nicht in die Betrachtung kam, was die Spannungen zwischen den Parteien weiter anheizte.
Am 5. November 1659 fanden Fischtage statt, und der Hauptmann Johann Georg Otto aus Rumburg besichtigte den Teich. Hierbei wurden die Grenzen abgemessen, und trotz des Einspruchs der Zittauer Räte wurden Pfähle eingeschlagen. Dies führte zu weiteren Auseinandersetzungen, und am 10. Juni 1660 sandte der Hauptmann Bedienstete zum Rat nach Zittau, um über den Teich zu verhandeln. Doch die Vorschläge des Hauptmanns wurden abgelehnt, und es blieb ein ungelöstes Problem. Ein Jahr später versprach der Rat schließlich Graf Spötting 1000 Taler als Ausgleich für seine Ansprüche. Dieses Angebot wurde angenommen, und der Streit schien beendet zu sein. Am Reformationstag 1662 wurde im Teich ohne Einspruch von irgend jemandem gefischt, was darauf hindeutet, dass der Konflikt tatsächlich beigelegt war.
Ein neuer Aufruhr um den Teich: Im Jahr 1664, als der Fürst von Lichtenstein Besitzer des Teiches war, wurde der Streit jedoch neu entfacht. Ein Hauptmann namens Lütz, ein beauftragter des Fürsten forderte eine Zusammenkunft mit dem Rat zu Zittau, um die Grenzangelegenheiten zu klären. Als der Rat am Teich eintraf, trafen sie auf den Hauptmann und 20 bewaffnete Männer. Die Zittauer waren jedoch ebenfalls gut vorbereitet und hatten 15 Schützen sowie vier bewaffnete Ratsdiener dabei. Der Hauptmann verlangte eine Regelung zur Grenze, die jedoch von der Zittauer Seite abgelehnt wurde, da die Angelegenheit vor die Landesobrigkeit gehörte. Der Hauptmann hielt an seinem Befehl fest und verabschiedete sich mit dem Entschluss, alles seinem Herrn zu berichten. Kurze Zeit später kehrte er mit seinem Gefolge zurück, angeblich war der Fürst selbst als Trompeter verkleidet mit dabei. Der Hauptmann brachte eine Säule mit dem Namen des Fürsten mit und wollte diese mit Gewalt errichten. Doch die Kommissarien sahen sich gezwungen, gegen diese drohende Eskalation ebenfalls Gewalt anzuwenden. Es formierte sich ein Streit, und viele Bauern versammelten sich, wodurch der Hauptmann von seinem Vorhaben ablassen musste. Am selben Abend wurde in Zittau eine Ratssitzung einberufen. Ein berittener Bote wurde nach Oderwitz und Großschönau gesandt um ein Aufgebot im Falle der Wiederholung bereit zu halten.
Intervention der kaiserlichen Kammer: Im Juli 1685 wurde Dr. Seligmann nach Prag gesendet, und auch der Kurfürst von Sachsen August der Starke wandte sich an die kaiserlichen Kammer in Wien mit der Streitfrage. Das Urteil der kaiserlichen Kammer fiel zugunsten des Rates in Zittau, worin festgestellt wurde, dass der Fürst von Lichtenstein nichts Weiteres unternehmen sollte. Gleichzeitig wurde dem Rat ein vorläufiger Bescheid in dieser Sache gegeben. Die Rache von böhmischer Seite äußerte sich in Form von Holzlieferungen, die bereits bezahlt waren, aber nicht mehr an die sächsischen Untertanen ausgegeben wurden. Zudem wurde ein langjähriger Holzmarkt im Rumburger Wald geschlossen, was zu einem erheblichen Anstieg der Holzpreise und Zölle führte.
Der Bau des Hälterhauses: Am 3. Januar 1666 wurde für 33 Schock ein Platz für ein Hälterhaus gekauft, das im selben Jahr erbaut wurde. Dieses Gebäude diente sowohl dem Teichwächter als auch als Speisehaus bei Fischzügen. Das Hälterhaus war ein imposantes zweigeschossiges Bauwerk, dessen unterer Teil gemauert und der obere Teil aus Holz mit Schindeln bedeckt war. 1668 wurde zum ersten Mal im Hälterhaus beim Fischzug gespeist. Doch das Schicksal des Hälterhauses wendete sich 1805, als es bei einer Versteigerung von Richter Anders für 1100 Taler gekauft wurde. Er ließ das Gebäude im Jahr 1806 abreißen. Angeblich hatte man ihm für dieses Haus das Braurecht angeboten, welches er jedoch ablehnte. In der Folge wurde das Brauhaus 1810 im ehemaligen Herrenhaus in Eibau eingerichtet.
Die Fischerei und die Herausforderungen des Seifhennersdorfer Teiches: Ein Blick auf die Geschichte
Die Geschichte der Fischerei im Seifhennersdorfer großen Teich ist eine Reihe von Ereignissen, die nicht nur die wirtschaftlichen Verhältnisse der umliegenden Gemeinden prägen, sondern auch die Herausforderungen widerspiegeln, die mit der Bewirtschaftung dieser Gewässer verbunden sind. Im Jahr 1801 machte das Zittauer Diensturbarium einen bedeutsamen Schritt, indem es den Bauern von Eckartsberg und Hasenberg die Durchführung des Abfahren anvertraute. Hierbei wurden insgesamt 18 Fässer Fische auf die Hälter abgefahren, während andere Bauern aus Olbersdorf mit Eichgraben 8-12 Fässer Karpfen entnehmen konnten. Die bäuerlichen Gemeinschaften erhielten als Teil ihrer Entlohnung eine Mahlzeit, bestehend aus Brot und Bier. Die Bauern von Ober- und Niederoderwitz standen vor der Herausforderung, 28 Fässer Fische aus dem Teich zu entnehmen, wobei sie häufig die Letzten waren, die zur Abfahrt bestimmt waren.
Um ihre Anstrengungen zu belohnen, mussten die beiden Bauern, die sich zusammenschlossen, jeweils zwei Karpfen nebst der gewohnten Mahlzeit gegeben werden. Diese Absprachen und Verhandlungen verdeutlichen, wie wichtig die Fischerei für die örtliche Wirtschaft war, aber auch, wie sehr die Bauern auf ein faires System angewiesen waren. Am 10. Mai 1801 wurde der Teich nach einer Phase ohne Besatz verpachtet. Das erste Gebot kam von Adam Grunewald jun. mit 66 Talern und stieg bis auf 100 Taler. Leider war die erste Ernte von mäßiger Qualität. Der Hafer, den der Fischmeister Lukas eingesät hatte, konnte auf Grund von schlechtem Wetter nicht geerntet werden. In der Folge stellte sich heraus, dass die Abflussrohre beschädigt waren, sodass neue Rohre eingelegt werden mussten. Diese Reparaturen, die mit hohen Kosten einhergingen, konnten erst im Herbst 1802 abgeschlossen werden. Mit dem erfolgreichen Abschluss dieser Arbeiten wurde der Teich schließlich wieder mit Fischen besetzt. Trotz eines anfänglichen Einsatzes von 80 Schock Karpfen war die Ausbeute bei den alle zwei Jahre stattfindenden Fischzuge besorgniserregend gering; nur etwa 50 Schock konnten gefangen werden, während die anderen in die Hände von Fischdieben fielen. So berichtete der Fischinspektor Fleischer am 13. Oktober 1803, dass die Niederleutersdorfer Fischdiebe bereits auf die Neuankömmlinge beim Einsatz warteten. Zum Ende des 18. Jahrhunderts bediente sich der Räuber Johannes Karasek mehrfach an den Karpfen aus dem Seifenteich und tafelte sie in der Greibichschenke im böhmischen Neuwalde.
Naturkatastrophen und ihre Folgen: Im Frühjahr 1803 war der Teich stark bewirtschaftet, doch Ende Juni meldeten die Anlieger, dass der Damm in der Nähe der Abflussrohre Wasser durchließ. Bedrohliche Veränderungen kündigten sich an, als es am 3. Juli zum ersten Mal zu einem ernsthaften Wasseraustritt kam. Trotz der Bemühungen, das Loch mit Stroh und Steinen zu stopfen, erweiterte sich der Schaden rasch. Am 4. Juli kam es schließlich zum Dammbruch. Bereits um 10 Uhr hatten die ersten Menschen in ihren Häusern das eindringende Wasser zu spüren bekommen. Zu Mittag stand das Wasser so hoch, dass es in die Fenster drang, was große Schäden verursachte. Dieser Dammbruch führte zu verheerenden Schäden in den umliegenden Gebieten, besonders in der Brettmühle, wo die Flut die Bretter in Bewegung setzte und enorme Zerstörungen anrichtete. Glücklicherweise konnte eine vollständige Katastrophe abgewendet werden, doch die geschätzten Schäden von 2000 Talern waren erheblich. Die Ursache des Unglücks war vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Durchlässe nicht ordnungsgemäß hergestellt worden waren – anstelle von ganzen Decken wurden halbe verwendet und die Zwischenräume nur unzureichend mit Moos verstopft. Zusätzlich fiel am 9. Juli ein Wolkenbruch in den Gemeinden Spitzkunnersdorf und Leutersdorf, was die Situation verschärfte und den Damm weiter beschädigte. Dies führte sofort zu einer erneuten Angst unter den Bewohnern von Seiffen und zu einem erneuten Aufruf vonseiten des Rates zur Einschränkung der Teichwirtschaft, wie schon zuvor in den Jahren 1782 und 1801.
Finanzielle Ergebnisse und Interessenten: Nach Abzug aller Kosten erzielte die Teichwirtschaft in den letzten zwanzig Jahren einen durchschnittlichen Gewinn von 28 Talern und 2 Groschen jährlich. Doch trotz der minimalen finanziellen Erträge war es offensichtlich, dass der Teich bei plötzlich auftretenden Unwettern für den Schutz der Gemeinde Seiffen von großer Bedeutung war. Mit dieser Erkenntnis drängten die Seiffener mehrmals auf die Wiederherstellung des Teiches, um sowohl die Fischerei als auch den Schutz der umliegenden Gebiete zu gewährleisten. Im Jahr 1818 zeigte der Baumwollfabrikant Ch. Fr. Berndt an, Interesse am Kauf des Teiches, um dort eine Bleich-, Indigostampfe und möglicherweise sogar ein Schneidewerk einzurichten. Diese Verhandlungen zerschlugen sich jedoch, ebenso wie später die Angebote von H. R. Marx im Jahr 1856, der 5000 Taler bot, und Friedrich Neumann im Jahr 1858, der sogar 6000 Taler anbot.
1823 gab es Überlegungen, den Teich erneut zu öffnen, doch die hohen Kosten von 3881 Talern und 17 Groschen ohne Spann und Handdienste führten dazu, dass diese Pläne nicht verwirklicht wurden. 1877 kam es zu einem Verkauf des Teiches an den Leutersdorfer Fabrikanten Ernst Berndt.
Zukunft des Teiches: Der Teich fiel am 1. Januar 1885 in den Besitz von Herrn Georg von Posern, einem Major, der nach 18 Jahren Dienstzeit im Gardereiteregiment seinen Ruhestand antreten konnte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde bei Josephsdorf in der "Schwarzkohlenzeche am Großen Teich" kurzzeitig Braunkohle abgebaut. Die Teichstätte wurde zunächst als Wiesenland genutzt später wurde sie gänzlich trockengelegt und in Ackerland umgewandelt. Eine Ausdehnung der Siedlungsgebiete von Leutersdorf und Seifhennersdorf auf die Teichstätte ist nicht erfolgt. 1956 erfolgte zwischen den Gemeinden Seifhennersdorf und Leutersdorf eine Flurgrenzenverlegung, wobei Seifhennersdorf 31 ha zwischen dem Grenzweg und der Bergwerkbrücke sowie den Ortsteil Folge, darunter etwa die Hälfte des ehemaligen Seifenteiches, an Leutersdorf abtrat. Die Stadt Seifhennersdorf beschloss im Jahre 2016 die Wiederherstellung des Großen Teiches als Hochwasserrückhaltebecken.
Fazit: Die Geschichte des Teiches hinter Seiffen ist nicht nur eine chronologische Aufzählung von Ereignissen, sondern erzählt viel mehr über die Herausforderungen und Konflikte, die die Menschen über Jahrhunderte hinweg begleiteten. Von den beschaulichen Spaziergängen der Mönche über die hitzigen Streitigkeiten zwischen unterschiedlichen Parteien bis hin zu den wirtschaftlichen Konsequenzen der Auseinandersetzungen – der Teich war ein Symbol für die wechselvolle Geschichte dieser Region. Auch heute noch zeugen die Überreste und Erinnerungen an diesen Teich von der tiefen Verwurzelung der Menschen mit ihrer Landschaft und ihrem Erbe.
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