Karlihausverein e.V. Seifhennersdorf

Der Väter Traum Der Söhne Werk Der Enkel Gesundbrunnen
 


Ein umfangreiche Bericht über die Entstehung dieses Gebäudes aus nachfolgend genannter Zeitung: Oberlausitzer Dorfzeitung  

(Ausgabe Neugersdorf veröffentlicht am Sonnabend, dem 30. November 1929 (leicht gekürzt)

Am vorigen Sonnabend dem 30.11.1929 hat der  Turnverein Seifhennersdorf  Abschied von der Schulturnhalle genommen und ist in sein neues Vereinsheim eingezogen. Am 20. Mai 1872 stiftete ein Vereinsmitglied zur Errichtung eines Turnhallenbaugrundstocks eine Aktie im Werte von 25 Talern. Im Jahre 1873 war er auf 61 Taler 5 Neugroschen angewachsen. Emsiger Fleiß und unermüdliche Opferwilligkeit zahlreicher Mitglieder brachten den Turnhallenbaufonds bis zum Jahre 1901 auf 24.677 Mark. Nebenher war der Ankauf des 16.000 Quadratmeter großen Turnplatzgeländes von den Bauerngutsbesitzern Eisold und Rößler getätigt worden.  Die Herbsthauptversammlung im Jahre 1926 traf die Entscheidung über die bedeutungsvolle Lebensfrage, es wurde grundsätzlich die Turnplatzvergrößerung als Voraussetzung des Baus der Turnhalle beschlossen. Am 27. Oktober 1928 wurden an verschiedene Baumeister und Architekten, welche am Turnhallenbau Interesse hatten, die Entwurfsunterlagen ausgegeben, und am 31. Dezember gingen die fertiggestellten Entwürfe ein. Die Baufirmen Fritz Pohlisch und J.W.Roth, Neugersdorf, und die Architektenfirma Bock, Paatzsch und Thier in Leipzig hatten mehrfache Lösungen eingereicht. Die außerordentliche Hauptversammlung am 30. Januar wählte als brauchbarsten Plan den Entwurf mit dem Kennwort Zehnpfennigmarke aus, der von der genannten Leipziger Architektenfirma angefertigt worden war. 

Das Ergebnis ist das Turnhallengebäude wie wir es heute vor uns haben. Nach Klärung des Entwurfes wurden die Kostenvoranschläge eingeholt. In die engere Wahl kamen die Neugersdorfer Baufirmen J.W. Roth und Fritz Pohlisch und die hiesige Baufirma E.R. Grunewald. Die errechneten Baukosten betrugen 164.640 bis 165.000 Mark. Die Ausführung des Baus wurde durch den Hauptversammlungsbeschluß am 15. Juni 1929 der hiesigen Firma E.R Grunewald übertragen. Auf dem Bauplatze wurden die Vorarbeiten sofort in Angriff genommen. Die Ausschachtung der Baugrube durch Vereinsmitglieder war der vorgerückten Jahreszeit halber leider nicht mehr möglich. Landwirte und Fabrikherren lieferten 155 Fuhren Steine. Bereits am 10. August war das Kellergeschoß hochgebaut, so das die Grundsteinlegung vollzogen werden konnte. Alles was in Wort und Ton geboten wurde, machte diese Feier zu einem bleibenden Erlebnis. Nur drei Hammersprüche sollen hier noch einmal wiederholt werden: Das Turnhallengebäude möge für den Turnverein eine immer Kraft spendende Arbeits- und segenbringende Heimstätte werden. Dieses Gebäude für Körperkultur bleibe untrennbar mit der deutschen Turnerschaft verbunden. Dieses kerndeutsche Haus möge sich allzeit als Bollwerk des Deutschtums bewähren. Am 4. September fand das Hebefest statt. Heute, vier Monate nach Baubeginn, ist das große Werk bereits vollendet. Das war nur möglich, weil alle am Bau beteiligten, die Firma Grunewald, die Architektenfirma aus Leipzig, die Handwerksmeister, die Poliere und der Bauausschuss des Turnvereins verständnisvoll zusammengearbeitet haben. Die Finanzierung des großen Baues war freilich keine leichte Sache in einer Zeit schwerer wirtschaftlicher Not. Die Gemeinde hat dem Turnverein beigestanden. Die Stellungnahme der Gemeindeverordneten und des Gemeinderates förderte die Sicherheit der Baugelder.

Ganz besondere Verdienste um das Zustandekommen des Turnhallenbaues hat sich Bürgermeister Fichtner erworben. Herzlichsten Dank ihm, den Gemeindeverordneten, dem Gemeinderat, den Mitgliedern des Finanzausschusses und allen  Vereinsmitgliedern. Unsere Alten, die seit Jahrzehnten für eine Turnhalle arbeiteten und opferten, haben es nun doch noch erlebt!  Die Turnhalle steht, erbaut von gesunder Manneskraft, mit Fleiß, Einigkeit und großem Opfersinn. Schlicht und einfach ist die ganze Bauart, so wie es unser heimatliches Ortsbild und die Zeitverhätnisse erfordern. Die neue Turnhalle richtet ihre Hauptfront nach der Kampfbahn, ihre westliche Außenfront nach der Friedrich-August-Straße, und ihre östliche Seitenfront nach dem Bahnhof. Die Anlage gliedert sich in das Wirtschaftsgebäude (27 Meter breit, 14 Meter lang) und die Halle mit Bühne (29 Meter lang und 19 Meter breit). Von der Friedrich-August-Straße her, die zur Zeit für den allgemeinen Verkehr den einzigen Zugang zum Grundstück bietet, fallen zwei breite Eingangstüren ins Auge, von denen die rechte als Notausgang gedacht ist, die linke der Vermittlung des Sommerverkehrs dient. Der stets geöffnete Haupteingang ins Gebäude befindet sich auf der Kampfbahnseite. Eine große dreiteilige Freitreppe führt von der Kampfbahn auf die 15 Meter breite Erdterrasse, die dem Gebäude vorgelagert ist. 

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Die Außenmauern sind alle in Kratzputz gehalten. Dieser gibt den großen Flächen ein herzhaftes Aussehen. Auf den Mauern ruht das hohe Dach aus besten roten Freiwaldauer Dachziegeln. Das Wirtschaftsgebäude ist zweigeschossig, die Turnhallenseiten erstrecken sich über beide Geschosse. Wer durch den Haupteingang das Quergebäude betritt, gelangt in eine geräumige Vorhalle. Angenehm ist der rötliche Farbton der Wände. Geradeaus führen breite Eingangstüren in den Saal. An der linken Seite schließt sich der Erfrischungsraum an, rechts ist die Kleiderablage für Turner angegliedert, die zu Festzeiten als allgemeine Kleiderablage verwendet wird. Im Erfrischungsraume für etwa 150 Personen heimeln die braunroten Wände und die elfenbeinfarbene Decke an. Ins Auge fällt das neuzeitliche Büfett. An der Hauptgarderobe vorbeigehend, gelangen wir in eine kleine Vorhalle, von der man zu den Männeraborten, zu den nach außen führenden Notausgängen sowie zu den beiden Verbindungstreppen nach dem Keller- und Obergeschoß kommt. Die Treppen sind aus Muschelkalk scharriert hergestellt. Im Obergeschoß folgen Aborte für Damen. Durch einen Windfang gelangt man in eine zweite Kleiderablage für 500 Personen. Es folgt das Sitzungszimmer, ein Raum für 40 Personen, ausgestattet mit den Möbeln der Vereinigten Korporationen, mit dem Bücherschrank der Ehrenmitglieder und einer elektrischen Uhr. Das Sitzungszimmer ist durch eine breite dreiflügelige Tür mit dem Jugend- und Versammlungszimmer verbunden. Hier befindet sich noch ein Büfett, das gesonderte Bewirtschaftung der oberen Räume gestattet. Ein vier Meter breiter Gang zwischen Sitzungszimmer und Saal ermöglicht reibungslosen Verkehr. Gang und Versammlungszimmer sind mit drei verschließbaren Öffnungen versehen, die wundervollen Ausblick auf den Saal zulassen und eine Galerie ersetzen. Alle Räume des Obergeschosses sind in Farben gut abgetönt. Zum Bodenraum aufsteigend sieht man die gewaltigen Flächen des Wirtschaftsgebäudes. Vor allem fällt die Dachkonstruktion ins Auge, konstruiert von der ausführenden Firma Grunewald. Die Binder tragen die Dachhaut und halten die Saaldecke. Die Mengen gesunden Holzes lieferte die Firma Richter & Co., hier. 

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Bei einem Besuche im Kellergeschoß des Quergebäudes fallen zunächst die Reihenwaschtische ins Auge. Anschließend sind Aborte für Männer, Brauseraum, Transformatorenraum, Heizungsanlage, Frischluftraum, Wirtschafts- und Bierkeller sowie Waschraum angeordnet. Auf der anderen Seite befindet sich die Wirtschaftsküche, verbunden durch Wendeltreppe und Speisenaufzug mit dem darüber liegenden Geschoß. Durch Vorraum abgeschlossen, schließt sich eine geräumige Dreizimmerwohnung an. Das Hallengebäude. Unter dem Saale steht ein 11,5 Meterbreiter und 25 Meter langer Raum zur freien Verfügung. Von diesem Raum aus betritt man zwei große Räume unter der Bühne, die als Aufenthaltsraum und Kleiderablage für Mitwirkende bestimmt sind. Von hier aus gelangt man auf breiter Treppe zur Bühne mit Nebenräumen, die ohne letztere 10 Meter breit und 9 Meter tief ist und eine verwendbare Höhe von 5,70 Meter besitzt. Sie ist ausgestattet mit neuzeitlicher Bühnenbeleuchtung, bestehend aus 6 Meter langem Fußrampenlicht, 8 Meter Soffittenlicht, einer Flächenbeleuchtung und 4 Horizontlampen. Ein faltenreicher, roter Velvetvorhang schließt Bühne und Saal ab. Vom Bühnenanbau führen zwei breite Türen in den Turn- und Festsaal, der eine Buchen-Parkettfläche von 441 qm aufweist. Neun 2,70 Meter hohe, 1,70 Meter breite Fenster lassen reichlich Licht in den Saal. Den Saal schließt in 6,50 Metern Höhe eine gestäbte, aufgeteilte Stabbretterdecke ab. Auch hier hat der beratende Kunstmaler Münckemeyer, Dresden, schöne Farbtonwirkung erzielt. Angenehm wirkt die von allen Seiten des Saales gewahrte Übersichtlichkeit nach der Bühne.

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