Karlihausverein e.V. Seifhennersdorf

Der Väter Traum Der Söhne Werk Der Enkel Gesundbrunnen
 


Emil Georg Fichtner (ehem. Bürgermeister von Seifhennersdorf 1919-1933)

* 29.09.1885 in Münchberg (Bayern)    † 16.04.1938 in Dresden

Am 29. September 1885 wurde im bayrischen Münchberg Emil Georg Fichtner geboren. Von 12. März 1919 bis zum 31. Dezember 1933 war er Bürgermeister von Seifhennersdorf. In seiner Amtszeit engagierte er sich für den Bau von Straßen und Sozialwohnungen.

Seit seinem Amtsantritt am 12. März 1919 leitete er die Geschicke der Gemeinde mit ungeheurer Tatkraft sowie Zielstrebigkeit und strebte Anerkennung und Ansehen des Ortes an. Seine Pläne setzte er mit ganzer Kraft und Hartnäckigkeit um, scheute dabei auch nicht vor auftretenden Schwierigkeiten und Risiken zurück.
Er entwickelte den Ort mit außergewöhnlichem Fleiß und großer Weitsicht und erwarb sich viele Verdienste. Das Erbe seiner Amtszeit prägt den Ort noch heute in großem Maße: Nicht nur der Ausbau von Straßen, Gewässern und Sozialwohnungen war ihm wichtig, ihm ist auch das Fortbestehen der Firmen „August Oppelt“ und „Hupfelt Gebr. Zimmerman“ (heute Firma C. Bechstein) gelungen. Die wichtigsten Bauwerke seiner Amtszeit:
–        das Rathaus
–        die Turnhalle (heute Karli-Haus)
–        der Ausbau des Volksbades (Silberteiche)
–         Feuerlöschgerätehaus
–        die Textil - und Gewerbefachschule an der Albertstraße (heute Oberlandgymnasium)
–         das Kriegerdenkmal (Architekt Bruno Paul) am Rathausplatz
1933 fand in diesem Saal der ehem. Turnhalle auf Betreiben der NSDAP ein Schauprozess gegen Bürgermeister Fichtner statt, dem die Entfernung aus dem Amt folgte. Mit Einlieferung in das KZ Hohnstein war er schweren körperlichen Misshandlungen ausgesetzt, die große gesundheitliche Schäden hinterließen. Nach der Entlassung verstarb Emil Georg Fichtner an deren Folgen am 16.04.1938 in Dresden.
Die Stadt Seifhennersdorf ehrt ihren ehemaligen Bürgermeister und zollt ihm Respekt für seine mutige und aufrechte Haltung gegenüber der Naziherrschaft. Wir würdigten seine großen Verdienste für die Gemeinde am 9. November 2019 in diesem Hause mit der Verleihung des Namens
„Emil Georg Fichtner - Saal“. Wir sind Stolz darauf das der Saal seiner größten Peinigung in finsterer Zeit nun seinen Namen zu Ehren tragen darf.

Zeugenaussage von Kurt Schubert  im 3. Hohnsteinprozess von 1949 (Auszug)

Nach dem Besuch des Lagerfriseurs erfolgte als letztes Ritual des Empfangs auf Hohnstein (Stadt) das sogenannte Decken Fassen in der Materialkammer. Dabei musste der Inhaftierte sich über einen Tisch beugen, um an dessen Ende die bereitgelegte Decke aufnehmen zu können. Der Moment wurde ausgenutzt und die Person ruckartig auf den Tisch gezogen, durch mehrere 'Wachhabende fixiert sowie der Kopf mit einer Decke oder Kissen umhüllt, um Schreie zu dämpfen. Anschließend schlugen mehrere SA-Männer auf Beine, Gesäß, Rücken und Hinterkopf ein. Dabei wurden von den Anwesenden Gummiknüppel, Peitschen und andere Schlagwerkzeuge benutzt. Wurde der Gefangene dabei ohnmächtig, erfolgte ein Übergießen mit kaltem Wasser, um das Bewusstsein zurückkehren zu lassen. Auch dem ehemaligen konservativen Bürgermeister von Seifhennersdorf, Emil Georg Fichtner, wurden bei dem gleichen Ritual schwere Verletzungen zugefügt. Sein ganzer Rücken, das Gesäß und die Oberschenkel waren völlig blutig geschlagen und mussten mit Salbe und Mull bedeckt werden. Fichtner musste 14 Tage auf dem Bauche liegen, Seine Augen waren danach ganz verschwollen. Hatten die Gefangenen den Empfang auf Hohnstein (KZ) überstanden folgte ein zwei- bis vierwöchiges Umschulen. Dies bestand in erster Linie aus Exerzieren, das heißt Sportübungen und schikanösen militärischen Drills. Stundenlanges Robben auf dem oberen Burghof sorgte für zerfetzte Kleidung. Gezielt wurde dabei versucht, die Zähne der Gefangenen zu treffen. Etliche Berichte beinhalten Meldungen von ausgeschlagenen Zähnen. Im Speisesaal ist es sehr wüst zugegangen und wenn z.B. Mutschmann (Gauleiter von Sachsen) auf der Burg war holte man Häftlinge die man besonders auf dem Kieker hatte, in den Speisesaal. Da wurde unter Musikbegleitung allerhand Schikane mit den Häftlingen getrieben.

Ständiges Auf- und Niederlegen bis zur absoluten Erschöpfung waren Standards der »Umschulung«. Zusätzlich wurden einzelne Häftlinge zur Extra-Behandlung durch Wachhabende herausgelöst und mussten abseits der anderen weitere Übungen absolvieren. Es wurde berichtet vom Auf und abwickeln eines Stricks, beschwert mit einem Ziegelstein. Der Strick war mittig an einem Stock befestigt, der mit vorgestreckten Armen gehalten werden musste. Bei nicht erreichen einer beliebigen Anzahl von Wiederholungen setzte es Schläge und Tritte. Gezielt wurde dabei versucht, die Zähne der Gefangenen zu treffen. Etliche Berichte beinhalten Meldungen von ausgeschlagenen Zähnen. Eine weitere Foltermethode stellten Kniebeugen auf der Burgmauer dar, von dem Abgrund nur Zentimeter entfernt. Auch hier wurde die Übung an sich wieder erschwert mit dem vorgestreckten Halten eines Brettes, was beliebig durch Ziegelsteine beschwert war. Linderung verschaffte lediglich der Umstand, dass zu gewissen Zeiten der Burgälteste oder dessen Vertreter das Exerzieren leitete und dadurch »Einzelbehandlungen« vermieden werden konnten.

Insgesamt herrschte eine Atmosphäre auf der Burg Hohnstein, die von absoluter Willkür geprägt war. In Haus 2 hatten wir keinen Abort. Wir mussten in einem anderen Haus auf den Abort gehen. Wenn wir nicht unbedingt gehen mussten, gingen wir nicht. Der Posten empfing uns meistens mit Schlägen. Jederzeit konnte die Nachtruhe unterbrochen werden, wenn den alkoholisierten, dienstfrei habenden SA-lauten die Lust danach stand. Herauszerren aus den Betten, plötzliches Übergießen mit Wasser und nächtliches Exerzieren waren an der Tagesordnung. Oftmals mussten dabei SA-Lieder gesungen werden, was bei körperlicher Anstrengung für zusätzliche Erschöpfung sorgte. Kurt Schubert berichtete über besonders erniedrigende Momente, woran sich die Gefangenen aktiv beteiligen mussten: »Es stimmt, dass im Speisesaal Musik gemacht wurde, mittags und abends. Auch manche Häftlinge mussten mit Musik machen. Im Speisesaal ist es sehr wüst hergegangen und wenn, wie z. B. im Fall Liebmann, Mutschmann oben war und die Besatzung betrunken war, holte man Häftlinge, die man besonders auf dem Kieker hatte, in den Speisesaal. Da wurde unter Musikbegleitung allerhand Allotria mit diesen Häftlingen getrieben. 

Es waren derartige Abende, wie am Montag vor Ostern 1934 in Anwesenheit des Gauleiters Mutschmann, an denen Liebmann Teile seiner alten Landtagsreden vor versammelter SA-Mannschaft halten musste und geschlagen wurde. 

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